Blauer See

Der Wind säuselt leise über das Wasser, lässt Tropfen aufwirbeln. Es bewegt sich leicht mit ihm. Hier pfeift der Wind fröhlich durch das hohe Gras und seine Wiesenblumen. Fast idyllisch liegt der See an hohen Gräsern von den Wiesen Makokus, der viele Touristen und Einbewohnern dazu ermuntert, an seinen langen Ufern zu rasten.
Mika setzte sich in die Nähe des Sees. Das Gras war weder feucht, noch nass. Es war nahezu angenehm, wohlig warm durch die warmen Temperaturen der Sonne und die Temperaturen, die die Insel umgaben. ,,Herrlich!" Ein Grinsen kam über ihre Lippen. Sie zog ihre Sandalen kurz aus und legte diese zur Seite. Dann tauchte sie ihren Fuß in das Wasser.
Es war angenehm, soviel zu Mikas Bewunderung. Es war nicht kalt, sondern eher warm. Wohltuend für die Füße. Die Sonnenstrahlen schienen wohl auch in den See hinein und erwärmten das Wasser. Sie grinste nochmals und strich sich eine Ströhne ihres lilablauen Haares zurück. Sie nahm ihre Füße wieder vom Wasser weg und ließ sie ein paar Minuten in der Sonne trocknen. Dann zog sie ihre Sandalen wieder an und machte eine kleine Rast, indem sie sich auf den Breiten der Wiese hinlegte und döste.

Der blaue See. Arashi atmete tief ein und wieder aus, genoss die Kühle des Windes, die durch sein Haar fuhr. Trotz der Kühle spürte er aber auch die Wärme der Sonne, die über die Landschaft des Sees schien. Betrachtete man den See genau, konnte man sein herrlich blau sehen, wenn die Sonne direkt auf ihn schien, sogar in einer aquamarienen Farbe. Es schien so, als würden die Fische im Wasser fliegen.
Arashi ging über die Wiese und bei jedem Schritt kitzelten feine Grashalme einen Teil seiner Füße, obwohl er Sandalen anhatte. Aber man wusste ja nie, wie lang die Halme waren, es war einfach ungewiss, von Tag zu Tag, Woche zu Woche, Monat zu Monat. Dann sah er etwas. Er sah eine junge Gestalt im Gras liegen.
Lilablaues Haar, welches in der Nachmittagssonne eher bläulich aussah, ein feminimer Körperbau. Sonst nichts. Der junge Mann musste noch etwas näher heran, um die Schönheit ganz betrachten zu können, wenn es denn überhaupt eine war. Stück für Stück näherte er sich ihr, vorsichtig, denn er sah, dass die Augen geschlossen waren.
Als er sie in einen gewissen Abstand erreicht hatte, betrachtete er sie genauer. Sie schien älter zu sein als er selbst, vielleicht jünger. Ein hübsches Gesicht musterte ihren soeben ihren wunderschönen Körperbau. Arashi schwieg lange Zeit und blickte dann auf den See. Er wollte die fremde Person nicht wecken. Vielleicht würde er später ein Gespräch anfangen, aber er wollte sie jetzt auf keinen Fall wecken.

Ein Vogel zwitscherte in der Ferne, riss Mika aus ihrer leichten Döse. Oder hatte sie geschlafen? Ihr schien es so vorzukommen, denn ihre Augen waren im ersten Moment schwer. Dann sah sie eine Gestalt, einige Zentimeter von ihr entfernt. Nein, sie träumte wohl noch. Oder nicht?
Ein junger Mann stand etwas entfernt neben ihr, schaute auf den blauen See. Scheinbar war er jünger als sie selbst, wenn sein Aussehen sie nicht täuschte. Kurz guckte sie noch auf sich herunter, auf ihre Kleidung, dann richtete sie sich auf und saß einfach nur da. Stumm guckte sie erst zum See, dann wieder zu den jungen Mann. Ein Kimono musterte sein Aussehen mit den schwarzen Haaren. Mika biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie ein Gespräch wagen? Sie wusste es nicht genau. Immerhin war ihr der junge Mann fremd. Ein gutes Aussehen hatte er vielleicht, das musste sie zugeben, aber so ...
Sie schwieg weiterhin und beobachtete weiterhin den See. Vögel und ein paar Enten hatten ihn nun als Raststätte ausgesucht, um darin zu baden oder ihr Gefieder zu säubern von dem anstrengenden Flug. Der See schimmerte kristallklar, als würde er die Seelen dieser Geschöpfe wieder geben.
Völlig hergerissen von ihren Gedanken sah sie noch einmal zu den jungen Mann. Sie musste ein Gespräch wagen! Musste?
Nein, sie wollte eher. Nur stumm daher zu sitzen und nichts tun ist langweilig, das passt nicht zu ihr. Sie stand auf und ging einige Schritte zu ihm hin. ,,Sie scheinen mir ein Ninja von dieser Insel zu sein oder von Kumo. Dürfte ich sie nach ihren Namen fragen, oder eher, warum sie hier sind?"
Sie schwieg und wartete auf eine Reaktion ihres Gegenübers.

Arashi bemerkte die Reaktionen der jungen Frau und drehte sich zu ihr um. Wunderschön mag zwar ihr Aussehen sein, doch es war im moment nicht wichtig. Er hörte ihren Fragen zu. ,,Sie scheinen mir ein Ninja von dieser Insel zu sein oder von Kumo. Dürfte ich sie nach ihren Namen fragen, oder eher, warum sie hier sind?" Er schwieg einige Sekunden, musterte die Frau weiterhin. Sie schien kein Ninja von hier zu sein, vielleicht stammte sie aus einer anderen Gegend? Er wusste es nicht.
,,Dich scheinen ja die Gründe fremder Leute zu interessieren, meine Gute. Aber ob es andersrum genauso der Fall ist? Ich will damit aber keinesfalls ausdrücken, dass mir deine Fragen lästig erscheinen. Ich heiße Arashi und gehöre zum Clan der Suitorasu." Er brach kurz ab, sah, dass die junge Frau überrascht war. Kennen oder nicht kennen war hier die Frage, aber dann müsste wohl letzteres stimmen, denn anders herum hatte er keine Ahnung, wer sie war.
,,Ich habe keinen besonderen Grund, warum ich hier bin. Vielleicht zog mich das Bedürfnis der Sehenswürdigkeit zum See, ich weiß es nicht. Es mag wohl auch keinen besonderen Grund spielen.
Fragen wir jetzt einmal anders herum. Ich habe dich noch nie hier gesehen. Kommst du aus einen fernen Land, vielleicht einer Großmacht?"
Er setzte sich auf die Wiesen und machte eine Deutung, dass sie sich zu ihm setzen sollte.

Mika lächelte und setzte sich zu ihm. Der junge Mann hieß also Arashi. Ein wundervoller Name, jedoch hatte sie von der Familie Suitorasu noch nie etwas gehört. Kein Wunder, sie kam ja auch nicht von Kumo. ,,Ich heiße Mika. Ich habe meinen Wohnort Suna-Gakure verlassen und bin nun ein Ninja, der einsam umherstreift." Sie lächelte kurz bei diesem Satz, doch bemerkte, dass ihr gegenüber ernst war und so wurde sie auch nach wenigen Sekunden wieder ernst. Sie blickte kurz gen Boden, dann wieder zu ihm hinauf. Mika leckte sich über ihre trockenen Lippen.
Was er nun sagen würde? Sie guckte Arashi an und ihr Herz schlug wie verrückt. Doch würde sie den Grund wissen. Er war für Mika doch noch fremd, warum also hatte sie das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch? Sie zitterte leicht, versuchte dies aber zu verbergen.
Aus Furcht, dass sich Arashi lustig über sie machen könnte.

Arashi hörte ihr interessiert zu. Hatte sie ihren Wohnort aus freien Willen verlassen? Ist sie ausgezogen oder hatte man sie verbannt? Arashi bevorzugte das ausziehen am ehesten, aber die Gründe waren bis jetzt noch unklar. Arme Frau, was musste sie nicht alles durch leiden. Wie sie dies mit ihrer fast schon traurigen Stimme von sich gab, konnte man fast meinen, ihr fehle eine Wohnung. Durch was verdiente sie eigentlich ihr reichlich Brot? Durch kleinere Aufträge, die sie annahm?
Arashi hatte von einen Ninja aus Kumo erfahren, dass eine junge Frau seine Wohnung gesäubert hatte und wie er es ausgesprochen hatte, so positiv gelaunt, hatte er es wohl nicht bereut. Ob sie wohl diese Frau war? Arashi guckte in ihre blauen Augen. Sie schienen das Meer wiederzuspiegeln, die sanfte See wiegte sich wie ein stiller Fluss, der einen kleinen Bach entlang glitt.
Trotzdem tat ihm die junge Frau, wie war ihr Name doch gleich? Mika. Trotzdem tat ihm Mika leid. Endlose Zeit von Suna zu anderen Großmächten und nach Kumo. Durch die strapatzen Wüsten und der Sonne erbarmungslosen Schein. Es überlebten nur wenige, die meisten gingen schon nach wenigen Stunden zugrunde, sei es durch erhebliche Verbrennung der Haut oder einen Sonnenstich. Wie sie dies alles ausgehalten hatte, mochte sich Arashi sich kaum vorstellen.
Überlebenswillen, dachte er nur. Überlebenswillen. Und vielleicht auch der Tatendrang, das Unmögliche möglich zu machen.
,,Du bist eine tapfere Frau", sprach er dann anschließend."
,,Du hast, nach deinen Überlieferungen zufolge, keinen festen Wohnsitz. In meinen Anwesen wohne ich zurzeit nur alleine. Es würde mich freuen, wenn du dich geschmeichelt fühlen würdest, wenn ich dir Einlass in meine Wohnung gebiete. Wir könnten dort gemeinsam leben. Es ist für mich ebenso komisch, wie es sich für dich vielleicht anhören mag.
Man kenne sich erst seit kurzen und schon das. Verzeih mir bitte, wenn ich mich verrückt anklingen mag." Er stand von der Wiese auf und ging dann mit Mika zusammen zum Anwesen.

--> Anwesen der Suitorasu